Mediapinta, Tampere 2018
Gott geht als Burg durch.
Seine frommen Fahnen bezaubern von oben.
Seine stolzen Kanonen bieten Schutz gegen jene,
die seinen Schutz nicht verdient haben.
Ich wurde darin geboren.
Unzählige haben meine Geburt in geschönten Erinnerungsworten wiedergegeben.
Ich meinte, in die Liebe hineinzuwachsen, doch in dieser Liebe wurde
Hass auf jene angeboten, die sich auf etwas anderes verließen.
Lüge führt immer zur Verkümmerung.
Die Heuchelei des Lebens erstickte das natürliche Verstehen.
Wir müssen im Laufe unseres Lebens je bereit sein
zur Öffnung von Leib und Seele, wenn wir uns selbst bewahren wollen.
Ich komme – bist du bereit?
Auch wenn ich kaum zu existieren scheine,
habe ich unzählige Gedichte hervorgebracht.
Schön kann man sie wohl nicht nennen,
aber hässlich immerhin.
Und nicht einmal ein eigentlicher Fehler ist an ihnen zu finden.
Ich bin ein schlechter Mensch.
Ich habe noch nie ein Auto poliert.
Zum Abendmahl kriegt man mich nicht.
Ich habe mich im Rausch verheddert.
Ich habe die Unteroffiziersschule abgelehnt.
Manchmal denke ich mir einen obszönen Witz aus. Und erzähle ihn.
Ein schlechter Mensch bin ich,
aber ich habe ein gutes Leben.
Meine Kinder, die ihr gestorben seid, bevor ihr geboren wart,
manchmal drückt ihr mir aufs Herz.
Wo seid ihr?
Im Obduktionsbericht. Ja.
Auf dem Friedhof. Ja.
In unseren Gedanken. Ja.
Aber ich würde noch eine andere Antwort erwarten.
Ich mache mir Sorgen.
Was kann aus Kindern werden,
die keinem einzigen Menschen begegnen?
Manchmal möchte ich
euch ungeheuer gern großziehen und dann vor dem Tod behüten.
Als Kind hatte ich Angst vor Wasser.
Euch würde ich nicht an Gewässer führen.
Enge Räume nahmen mir den Atem.
Ich würde viel mit euch auf dem Marktplatz sein…
Wäre ich nicht so, wie ich bin,
würde ich mich weit mehr als durchschnittlich am Leben freuen.
Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, wie meine Gedanken tanzen würden?
Ich würde überquellen vor Liebe und Ideen – und Dichtung.
Die würde ich trommeln und in den Himmel schießen,
damit alle – alle! – verstehen würden.
Ich würde nichts verbergen, nichts in der Schublade verstecken.
Wenn ich nur anders wäre, als ich bin.
Tiefe fehlt an mir.
Von mir gibt es nur eine dünne Schicht, wenn auch auf vielerlei Oberflächen.
Zu meinen Gunsten muss gelten,
dass ich mich mutig sogar an den Rändern der Abgründe blicken lasse.
Doch die inneren Dimensionen…
Ich erreiche nicht die Maße, in denen sich andächtige Ernsthaftigkeit bildet,
nicht einmal in der Trauer.
Bin ich doch nur ein Witz.
Ob mein Selbstbewusstsein wohl zum Leben reicht?
Ich könnte es heben,
indem ich ihn blamiere.
Er hat ja nicht geschafft,
was ich geschafft habe.
Meine Geschichte ist überlegen.
Niemand von euch ist
im Alter von gut zehn Jahren den
vereisten Ablauf eines fünfstöckigen Hauses
vom einen Ende des Hauses zum anderen entlangmarschiert, hin und zurück.
Außer Harri.
Aber Harri habe ich nicht vor bloßzustellen.
Vielleicht reicht mein Selbstbewusstsein.
Aber nur vielleicht.
Ein leichtes Leben wäre ein Grauen,
es wäre, als würden alle meine Gaben
vergeudet.
Damit ich mich strecken kann,
bin ich nicht größer geworden als das.
Ein gewöhnliches Leben,
das würde sich so anfühlen,
als ob irgendein System
die Anleitung fürs Leben einspießt.
Ich setze mich nicht in den Hochstuhl.
In vielem bin ich wirklich gewöhnlich.
Doch ich spüre, dass meine Lebensaufgabe
darin besteht, mehr zu sehen als nur 360 Grad.
Dazu passt keine allumfassende Durchschnittlichkeit.
Ein leichter und gewöhnlicher Tod,
dagegen habe ich nichts.
Abgemacht.
Wenn ich irgendwann im Morgengrauen durch Erschießen hingerichtet werde
und ich meine letzten Worte sagen soll,
werde ich nichts Glänzendes sagen.
Ich bin hin- und hergerissen.
Zwei ist entschieden zu viel.
Meine linke Seite drängt nach rechts,
meine rechte Seite schielt nach links.
Und dann drückt noch die Sorge auf den Gang,
dass ich meine Chancen
auf beide Seiten verderbe.
Ich beneide die Wolke:
einfach mit dem Wind zu ziehen,
ohne überhaupt wünschen zu können.
Das Wünschen ist oft
schmerzhaft,
besonders, wenn man nicht versteht,
was man will, und doch will.
Wenn ich mein Abschlusszeugnis aus der Schule des Lebens bekomme,
wird die Note für Sorgfalt nicht viel taugen, vermute ich.
Schwer abzusehen ist,
welche Lebensprüfungen
sich im Zeugnis niederschlagen.
Ich hoffe, dass darin
wenigstens die Zahl der Kinder vermerkt wird.
Man sagt, dass im Sterben
die Erfahrung kommt,
durch einen Tunnel zu gehen.
Meinetwegen,
ich habe den Geruch von Tunneln immer gemocht.
Doch noch zum Zeugnis.
Wenn meine Selbstlosigkeit
in der Bewertung nicht berücksichtigt wurde,
werde ich Einspruch erheben.
Ich muss nichts Besonderes sein.
Es reicht, dass ich auf diesem Planeten bin
und die Welt gründlich umdrehe.
Ich wurde geboren, um ein großartiges Evangelium zu verbreiten,
ein neues Bewusstsein,
dass wir einfach so herumlümmeln.
Und genießen. Und loslassen.
Und die Welt nebenbei in einen neuen Glauben versetzen.
Ich mag dich,
einfach so,
ohne triftigen Grund.
Oder man könnte sagen, dass es
gefährlich angenehm ist, dort zu sein,
wo deine Gegenwart noch in der Luft hängt.
Dorthin zieht es mich sogar.
Ich bin wohl unbeholfen
im Gefühlausdruck.
Es ist herausfordernd, das beherzt zu sagen.
Ich könnte fast sogar dich lieben – mit Haut und Haar.
Für dich habe ich einen eigenen Wein.
Du in meinem Sinn, auch wenn ich gar nicht an dich dachte,
pflanzte ich den Strauch, zog ihn groß und streifte seine Ernte ab.
Ich vollzog alle Schritte bis zur Abfüllung
behutsam und von Herzen, mit Händen, die schon an dich dachten.
Ich hüte deine Flasche.
Ich ahne oder weiß, dass du sie nicht genießen wirst.
Zumindest weißt du, dass
es einen Wein für dich gibt.
Vielleicht ahnst du auch, wie viel von mir in diesem Wein liegt.
Ich habe zu verstehen gelernt,
dass zwischen zwei Zähnen
nur ein einziger Zahnzwischenraum passt.
Aber bei uns
gilt die Logik nicht.
Zwischen dir und mir ist viel.
Der Mensch braucht Fantasie,
um den langweiligen Alltag zu beleben.
Als dein Hund
würde ich deine frommen Streicheleinheiten und dein Gekraule empfangen.
Und ich erlebte gemeinsame Ausflüge in die Natur, wir würden faszinierenden Gerüchen nachspüren…
Ich könnte dir davonlaufen,
und du würdest es mir einfach so
verzeihen, überglücklich, dass du mich zurückbekommen hast.
Du genießt Klischees.
Ich möchte immer nur
neue gottlose Sprachbilder zeugen,
sie nähren, sie liebkosen.
Ich würde sie in den Himmel feuern,
damit sie sich von dort
über die ganze unersättliche Menschheit verbreiten.
Wenn sich doch aus wenigstens einem
ein echtes Klischee entwickeln würde.
Manchmal habe ich darüber gegrübelt, dass,
obwohl fast alle mich zu mögen scheinen
und viele mich lieben,
niemand je
sich so richtig in mich verliebt hat.
Das ist wohl ein großer Kummer. Oder vielleicht ist er klein.
Es kann auch etwas dazwischen sein.
Der hier würde zu ihr kommen
als Spinnenmann.
Er täte anfangs, als merke er gar nicht
ihre Schönheit.
Dann gäbe es – scheinbar, nicht wirklich –
ein Durcheinander in den Fäden
und die beiden würden aneinander hängen bleiben.
Schon würde sich das geben,
sobald sie erst einmal
in ihn verschossen wäre.
Erinnerst du dich, als wir uns küssten?
Das war etwas.
Das war ein unvergessliches Ereignis.
Wenn du dich nicht erinnerst,
stürz dich nicht gleich
darauf, deine Medikation überprüfen zu lassen.
Das geschah in meinen Träumen,
zu denen du nur eine lose Verbindung hast.
Wenn irgendwo ein Fehler liegt,
gebe ich zu,
dass er bei mir liegt.
Ich bin leer, nur ein paar Rollen und Kleider.
Jemand hat mich so aufgeblasen – eigentlich müsste ich platt sein.
Das verstehen nur die, die mein Kreuzworträtsel gelöst haben.
Wenn mir einmal
ein Sinn fehlen sollte,
hindert das die Welt nicht daran, schön zu sein,
auch meine Welt nicht.
Dann rieche ich eben die Schönheit.
Schön ist sie noch dann,
wenn ich im Erdreich liege.
Wenn ich irgendwann daliegen muss,
als Pflanze,
weiß ich, dass es mich bedrücken wird,
wenn ich auch nur ein wenig von der Lage mitbekomme.
Ich werde toben, und keiner merkt es.
Ich verfluche die Medikalisierung.
Ich möchte es zu meinen Lebzeiten niemals erleben,
doch wenn es so kommt,
wird man es wohl ertragen müssen.
Jeder hat sein Kreuz zu tragen.
Vielleicht bete ich dann, dass mich nur nicht wieder
die Platzangst packt,
in meinem kleinen Körper.
Aber die Welt ist schön.
Urlaub!
Das Recht, nutzlos herumzuliegen,
die Erlaubnis, keinen einzigen scharfen Gedanken zu äußern.
Ich verdampfe bloß in der Wärme der Sonne
irgendwohin in die Höhe,
aaahh.
Huch! Was, wenn ich in einer Gewitterwolke lande!
Ich bin nicht besonders visuell veranlagt,
aber ich genieße
die Schönheit des Planeten und der Frauen.
Einmal habe ich
einen Schönheitswettbewerb veranstaltet.
In Frauen gibt es weder Seen noch Meere.
Die Erde habe ich noch nie lächeln sehen.
Frauen haben keine schneebedeckten Gipfel.
Die Augen des Planeten haben mich nicht bezaubernd angestarrt.
Grüne Wälder wachsen nicht in Frauen.
Der Planet zeigt keine weiblichen Rundungen.
Doch in beiden steckt feine Sinnlichkeit.
In beiden steckt schöne, zarte,
für ihre Kinder sorgende Mütterlichkeit.
Es war schwer, Punkte zu vergeben.
Aber schließlich ließ ich die Frauen gewinnen,
denn Mutter Erde weiß auch ohne mich
sehr wohl, dass sie schön ist, die Schönste der Welt,
von Natur aus.
Davon stirbt man nicht, dass man lebt.
Nun, auch nicht davon, dass man es bleiben lässt.
Fehltritte sind eine Weile peinlich,
kleine kurz,
große länger.
Aber im Sterben sind sie nicht mehr peinlich, die Fehler.
Peinlich kann dann eher sein, wenn man nicht einmal versucht hat,
Frechheit oder Dummheit zu wagen.
Die Menschheit ist meisterlich darin,
Sorgen und Scham zu erfinden.
Welche Berufung haben wir denn,
außer zum verhängnisvollen Hass, auch
zur sinnlosen geistigen Selbstquälerei?
Jeder Mensch ist auf seine schöne Art
schräg und krumm gewachsen,
so wie jeder Baum.
Das macht alles unberechenbar,
das Leben ist spannend.
Zwei, die auf ihre Weise krumm sind,
können außerdem
zusammen im Durchschnitt ziemlich gerade sein.
Das Leben ist Schleimen.
Wir lechzen so krankhaft
nach der Gunst der anderen,
dass wir unsere eigene Wahrheit vergessen.
Wir hängen aneinander.
Dir verspreche ich,
dass du nicht ständig
mich zufriedenstellen musst,
auch wenn ich so wichtig bin.
Du bist vollkommen geliebt.
Wenn ich immer wieder
dich in Frage stelle, kleinrede und abwerte,
liegt das Problem nicht bei dir.
Es liegt bei mir.
Das ist einfach
seelische Gewalt,
auch wenn du sie nicht mehr so nennst,
wenn du deine Lektion gelernt hast.
Die Natur baut auf Ungerechtigkeit.
Die Gesellschaft darf es nicht tun.
Diejenigen, die wollen, dass wir
uns an der Natur ein Beispiel nehmen,
treiben in der Praxis darauf zu,
dass für die Helden des Wettbewerbs
ein Elfmeter-Schießen
gegen die vom Leben Getretenen angesetzt wird.
Jeder Mensch ist voll von
nervigen Eigenschaften,
die man entdeckt,
wenn man sie von schräg oben hinten links betrachtet.
Aber warum so schauen?
Besonders nervig
sind die Menschen, die daran erinnern,
dass andere Menschen
nur nerven,
wenn man sie von schräg oben hinten links betrachtet.
Damit Träume wahr werden können,
braucht es zuerst Träumer.
Doch wo sind die modernen Träumer?
Gedämpft, verdrängt, vergessen,
damit sie die gleichmäßige, ermüdende Fahrt
in die zukunftslose Zukunft nicht stören.
Morgen verzichte ich auf Vision
und mache einen Traum daraus.
Man darf sich daran ein Beispiel nehmen.
Im Mittelalter
kümmerten sich die Leute nicht darum, dass viele Menschen verhungern.
Im Mittelalter
wurden Einsichten der Menschen unterdrückt
und sie mussten so denken, wie man denken muss.
Im Mittelalter
erkannte man den Eigenwert des Menschen nicht,
sondern er musste sich seinen Wert verdienen.
Das Mittelalter war jedenfalls noch
vor einem Augenblick,
das dunkle Mittelalter.
Viele glauben zu wissen,
wie die Welt
am Ende wenigstens ungefähr sein wird.
Sie vertrauen darauf,
dass die heutige Wissenschaft
die Wahrheit zähmt.
Doch die Wissenschaft ist ein äußerst unbeholfenes Werkzeug,
mit dem man nicht einmal Gespenster sehen kann.
Wenn man Wissenschaft, Kunst und Religion verbindet,
bekommt man einen solchen Griff an die Welt,
dass sogar die Gespenster verschwinden.
Bist du dazu bestimmt, verstanden zu werden?
Du schleuderst mir deine seltsamen Codes vor die Augen,
und wenn es mir langsam gelingt, sie zu entziffern,
ist das Haltbarkeitsdatum abgelaufen.
Ich suche in dir den roten Faden.
Und finde ihn.
Wenn ich beginne, daran zu ziehen,
veränderst du auf wundersame Weise das Licht,
und der Faden wirkt braun.
Du bist hinterlistig.
Wenn ich deine Handlung analysiere und
aus dir ein feines Naturgesetz forme,
erweist du dich als Ausnahme, die die Regel bestätigt.
Mir bleibt nur eine schöne Theorie.
Ich nehme das Schicksal in die Hand
und beschließe, deine Wange zu küssen.
Als ich ziele,
drehst du dich auf den Kopf,
und dein Knie ist in meinem Mund.
Reicht es jetzt?
Meine soziale Intelligenz will nicht reichen.
Dich liest man jedenfalls nicht wie
einen Führer zur Natur Finnlands.
Du bist eher ein Comicheft,
voller Dreierbild-Witze.
Wenn man von einem Witz zum nächsten geht,
zählt nichts von dem davor.
Dem Leben sei Dank.
Ohne das Leben hättest du mich nicht in deine Nähe bekommen.
Welchen Segen ich dir doch heraufbeschworen habe.
Ich habe etwas Leeres in dir gefüllt.
Meine Augen und mein Lächeln
bieten dir jene Wärme,
die dir die vor Kälte strotzende Menschenwelt verweigert.
Ich brauche nur eine meiner närrischen Floskeln zu sagen,
und schon ist dein Starrkrampf geschmolzen.
Aus meiner Umarmung heraus
veredelt sich deine Wasserangst zur Lust zu tauchen.
Verwunderlich ist nur,
wie lange du brauchtest, um dir bewusst zu machen und zu akzeptieren,
wie viel ich bedeute.
Ehe ist mehr als Liebe,
Vertrauen, Freundschaft oder Geborgenheit.
Sie ist das alles und noch mehr.
Die Grundlage ist dennoch die Liebe.
Am reinsten, ungebrochensten ist
der Glanz der Liebe,
der von Auge zu Auge brennt
und dessen Wärme man im Herzen spürt.
Lasst eure gemeinsame Zukunft
in diesem unerschöpflichen Licht baden.
Liebe muss nicht brennen.
Hauptsache, sie wärmt.
Liebe muss nicht lesbar sein.
Hauptsache, man erkennt sie.
Liebe muss nicht eindeutig sein.
Hauptsache, sie winkt heran.
Das Wichtigste ist, dass Liebe ist.
Und man kann sie nähren, pflegen, ja auch necken.
Manchmal ruht sie,
doch auch dann
beginnt sie schon, ihr Wiederauftauchen zu erwarten.
Ihr habt gewählt.
Ihr seid eins.
Ihr habt einander gefunden und verdient.
Dafür braucht es Vertrauen,
es braucht Willen,
es braucht Feinfühligkeit.
In der Welt gibt es Licht.
Ihr habt es im anderen gesehen.
Zum Leben gehört auch Dunkelheit.
Richtet das Licht aufeinander,
dann fühlt sich auch das Dunkel sinnvoll an.
Sie stimmten ihre feinen Sprachen an,
die ausgerechnet ich nicht verstehe.
Ich kann nur andeuten mit den Händen,
dass sie weggehen sollen.
Sie kennen alle anderthalb geheimen Namen Gottes, die murmeln sie.
Ich schaue sie nur an und verberge dabei meine Verächtlichkeit.
Sie nehmen Anteil.
Alle hören ihr Lachen, und es hallt weiter
in einer kleinen Ecke zwischen den Ohren.
Neben ihnen findet man sich in einem tiefen Brunnen wieder,
aus dem man nicht einmal winken kann:
fliegt weg und: rettet mich trotzdem!
Und wenn ich den Finger ins Wasser tauche, wird mir bewusst,
dass es reicht und reicht, bodenlos – wenn ich müde werde,
gibt es nichts, was mich nicht ertränken würde.
Genau das ist ihr Zweck: mit einem kleinen Lächeln im Gesicht
das Volk der Finsternis aus der Welt zu schaffen.
Für sie zählen nur Licht und Wahrheit, und ich stehe für keines von beidem.
Es hilft nichts.
Entweder falle ich in die Hölle oder ich schließe die Augen.
So, als gäbe es sie nicht.
Diese Lüge muss ich noch ausprobieren.
Ich koche innerlich,
wenn du zu nichts zu gebrauchen bist.
Du versüßt nur abstrakt
mein Leben.
Das war’s.
Wärst du wenigstens weiße Schokolade,
dass man hineinbeißen könnte.
Du bist schillernde Anziehung,
die es schwer macht, mich zu konzentrieren
auf alle Missstände der Welt.
Die Welt ist doch die reinste Hölle,
und du bringst dieses Gefühl völlig durcheinander,
weckst Begeisterung fürs Jenseits
und lässt es dann dabei bewenden.
Wenn du unbedingt ein Engel sein musst,
wärst du wenigstens ein Höllenengel,
dann wäre es leicht, dich zu meiden.
Stinkefinger für dich!
Was für eine Verschwendung,
dass ich ihm nie habe zeigen können,
wie wichtig und wie lieb er mir war.
Ein ganzer Strom von Möglichkeiten
vertrocknete in nutzloser Scheu.
Schon ziemlich oft habe ich mich gewundert,
ob irgendein Fehler passiert ist,
dass ich als Mensch geboren wurde.
So etwas sollte also auch ich bedenken?
Es fühlt sich an, als hätte ich als Rentier
geboren werden sollen
und mich dann beim Weihnachtsmann melden,
um zu fliegen und zu tragen,
Geschenke zu bringen allen Kindern der Welt.
Allerdings wäre ich wohl bald überdrüssig geworden,
wenn Kindern
so viel Zeug gegeben wird.
Da bleibt nur, darauf zu vertrauen,
dass mein Schicksal weise gewählt wurde.
So sehr habe ich gewartet, ja.
Dass in mir große Einsichten heranreifen,
um die Menschheit einen Tick Richtung Licht zu tragen.
Oder wenigstens die Gesellschaft. Immerhin mich.
Doch winzig sind meine Gedanken, Reflexe. Schneeflocken oder Sandkörner.
Hübsch zwar, aber mit einem Hauch wegzublasen.
Beim Aufschreiben verdichten sie sich zu solch Belanglosigkeiten,
dass ein einziger Blick sie erledigt.
Und obendrein: der unbegreifliche Staub, der sich in sie gesetzt hat,
so schmutzig, so lasterhaft!
Und selbst das Licht – die Sonne geht Tag und Nacht unter.
Ich bin so falsch:
ein Haiku, doch unten
schief geraten.
Ich bin durchsichtig.
Die ganze Leere, aus der ich bestehe,
ist qualvoll leicht zu erfassen.
Und meine Aufgabe wäre doch eigentlich,
mich auf verschiedenen Wellenlängen
und in verschiedenen Dimensionen zu spiegeln,
damit daraus Farbe entstünde, lieber noch ein ganzes Spektrum.
Was, wenn ich nur eine kümmerliche Illusion bin,
die versucht, Licht aufzublitzen?
Sucht nicht nach der Wahrheit,
denn danach gäbe es mich nicht mehr.
Verzeih mir bitte,
dass ich dich nicht angeschaut habe,
als du stolz, vom Leben ermüdet,
mir präsentiert hast,
was du zierlich mit der kleinen Häkelnadel
mitten im Vulkanausbruch gezaubert hattest;
mir fielen gerade meine neuesten Verse ein.
Nein?
So heftig sehne ich mich
nach diesem Etwas in dir.
Zwar liegt mir vieles andere an dir
auch sehr am Herzen.
Nein, ich bin nicht abhängig,
kein bisschen!
Aber ich ertrage das Leben nicht,
dieses Leben
ohne das.
Wie kannst du überhaupt vergleichen?
Ich bin doch Morgendämmerung,
noch verschlafen aus der Dichte der Nacht,
doch nach starkem Kaffee
funkensprühende Blicke.
Jener da ist nur der letzte Witz des Abends
in einer nickenden Runde.
Gut, er bringt ein Lächeln,
aber wer hätte die Kraft zu sagen: „Jetzt ist es gut, wir hören auf“?
Merkst du nicht:
du liebst mich!
Du hast mich in deine Idiotenlehre gelockt.
Ich, der immer auswich,
verdiente nur ausreichende Noten.
Sie ließen mich irgendein schrilles hohes E singen,
obwohl ich eine Oktave nicht von Oktan unterscheiden kann.
Sie raubten mir meinen Stolz.
Ob ich wohl doch nicht tauge,
als Wandteppich an deiner Wand zu enden.
Schick jemand anderen in deine Schule,
gib dem von mir aus ein Stipendium.
Deine Lehren passen besser zu jemandem,
dessen EEG unmissverständlich tickt:
eins, kreuz, zwei.
Ich habe mich in eine Wolke verliebt,
in ihre warme,
zarte Berührung auf den Wangen.
Sie beherrschte die Sprache der Menschen
– hui, was für eine Zauberei!
Sie flüsterte: „Aa, eh!“
Und ich deutete es so,
dass sie mich liebt,
denn so etwas
würde man sonst ja nicht sagen.
Die Sonne wurde aufmerksam
und ließ die Wolke verfliegen.
Die Wassermoleküle konnten
ihren Zweck erfüllen.
Ich war es nicht.
Ich stehe am Rand einer Freundschaft,
und zähle gelbe Löwenzahnköpfe,
ob es eine ungerade Zahl ist.
So selbstverständlich wäre es, eine Handvoll zu pflücken
und zu zupfen,
bis das Ergebnis
statistisch signifikant ist.
Du könntest sein
die ewige Knospe eines Buschwindröschens.
Warum gibst du dich dann als Distel,
Tag für Tag mit wachsender Leidenschaft?
Und während die Tage vergehen,
werden die gelben Löwenzähne weiß.
Dann reicht ein Pusten.
Und das Zählen geht
wirklich mühelos.
Ich schrecke auf, wach.
Im Wachen bleiben nur noch
verlorene Sätze aus Meisterwerken
und Bruchstücke unbegreiflicher Kompositionen.
Ich möchte einfach schlafen.
Ich würde gern hören,
wenn mein Gegenstück in mir
als Teil von mir erklingt.
Ganz wie in meinem Traum.
Als Trost habe ich Erinnerungen
an eine gemeinsame Symphonie und ein Epos.
Doch auch sie fremdeln.
Wenn ich mir auch nur eine in den Arm hole,
müssen sie alle weinen.
Ich auch.
Aus totem Fleisch
entstehen Fliegen.
Wenn doch wenigstens dieser Sinn
dem Tod dieser Beziehung zukäme,
dass zum Himmel
neue Fliegen aufsteigen.
Dich habe ich so versucht.
Ich habe versucht, dorthin zu reichen, in unsere Höhen.
Ich habe dich nicht zum Stern erhoben,
aber zu meinem Mond,
zu all jenen zwölf, die ich kenne,
und ein wenig zu etwas,
das mit einem Lächeln in ein Kinderbuch gezeichnet ist.
Ich rief vor Freude: Willst du eine Geschichte über die Liebe hören?,
und du sagtest: Schrei mir nicht ins Ohr.
Ich wollte noch etwas Wichtiges fragen,
aber ich konnte nicht mehr.
Ich gab mich als Säureangriff aus, damit du mir nicht widerstehen könntest.
Doch du, belesen, kanntest alle Sündhaftigkeit der Leckereien.
Ich gab mich als Sarg, um dich an mir festzuweinen, mit weißen Blumen.
Du warst nicht zum Erweichen.
Ungeheuer lange hielt ich durch, tastete das Terrain deines Egos ab.
Es war bloß winzig oder übergroß oder leer oder unberührbar.
Was auch immer, zu viel für mich.
Oder du bist schlicht ein übernatürliches Ganzes,
wissenschaftlich betrachtet zu verrückt, um meine Wahrheit zu verstehen.
Ich sage nur: Meine Wahrheit ist geprüft –
sie ist wahrlich nicht im Feuer verbrannt.
Vielleicht bist du ja nur ein ausdrucksloser Smiley.
Wenn ja, erwache zum Leben, du hast das Zeug dazu!
Ich kann dir zeigen, was ein gerade recht dosiertes Leben ist.
Dunkle Häuser, in denen man die Lüge vom Licht liebte,
und hastig sauber zusammengefegte Erinnerungen – sie lauern.
Wie Herpes kriechen sie aus ihren Dunkelheiten,
um zuzuschlagen, wenn man gerade am empfindlichsten ist.
Sie spionieren, lernen jeden Weg eines Menschen,
sind da, ohne um Platz zu fragen.
Sie schnüren ein wenig die Kehle zu, dazu sind sie erzogen.
Manchmal braucht es für die Beklemmung Ordnung, manchmal Tropfen.
Sie lügen immer, verlangen aber absolute Wahrheit.
Wenn niemand die Rechnung bezahlt, kommen sie als Erbe,
klammern sich an die Gene.
Und dieses Lächeln jedes Mal,
wenn etwas heimgezahlt wird!
Doch dieses Lächeln, so hinreißend es auch ist, ist nicht echt.
Es entspringt nicht dem Herzen, sondern dem Spiegel.
Darin ist ein Riss, durch und durch.
Du bist vollkommen.
Du brauchst nichts weiter,
auch wenn ein bisschen mehr
nicht schaden würde.
Du bist genau das,
was die Welt jetzt braucht,
von oben, unten, von vorn und von hinten betrachtet vollkommen.
Stürme und Risse schmücken die Welt,
so auch dich.
Du darfst natürlich auch unzufrieden sein.
Auch das macht dich ein wenig schöner.
Ich bewundere die Starrheit deines Nackens.
Sie bietet
einen guten Grund, die Grenze zu überschreiten,
hinaus aus dem Reich der Grimmigen.
In meinen Händen liegt das Visum
für deinen Nacken.
Ich nähme dich gern, danke.
Du darfst ruhig noch ein bisschen halbgar sein,
eigentlich mag ich ja Teig.
Und ohne Zuckerguss!
Ich habe vor, mich
in die Gefilde deiner Seele.
Du!
Dich. Dich.
Für dich, bei dir, an dir, in dich, in dir, zu dir, als du, von dir.
Von dir.
Dich. Du!
Unsere Lucia-Prozession
auf dem Weg,
dem Leben Geschenke abzuringen,
Tag für Tag.
du als selbstverständliche Wegbereiterin an der Spitze;
es brauchte keine Publikumsabstimmung.
Deine Kerze flackert unbeholfen.
Ob du sie überhaupt
gebraucht hättest,
wo du doch schon
ohne sie leuchtest.
Treib’s mit mir.
Wenn du willst, bin ich
ein nach Salmiak schmeckender Kaugummi,
den du laut schmatzen kannst,
zu einer Blase aufbläst und zerplatzen lässt.
Oder man kann mich
in einem Schießspiel verwenden;
die knallharte finnische Armee verlangt:
– Laden und sichern!
Aber zu einem nach Knoblauch schmeckenden Kaugummi werde ich nicht.
Wir haben doch
dieses zärtliche Lebensfeld.
Darin ist es beglückend, glücklich zu sein.
Wenn beide nehmen,
geben sie zugleich.
Das macht
so manchen kleinen Kratzer
in Herzgegend
bedeutungslos.
Ich bin in mich selbst verliebt.
So glaube ich jedenfalls, denn
du bist
zu einem so zentralen Teil meiner Gedanken
und meines Herzens geworden.
Aphrodite!
Du bist mit Liebe gezeichnet.
Wo immer du auch gehst,
gibst du und empfängst du Himmel,
solange in deiner Nähe wenigstens ein paar
kleine warme Herzen sind.
Je näher du mir bist,
desto deutlicher spüre ich mein Begehren,
mein eigenes Geschlecht.
Allerdings springst du in meine Gedanken
auch aus Stunden Autofahrt Entfernung.
Du hast eine Liebeskrankheit übertragen.
Sie kann dich unmöglich beißen,
mich allerdings schon.
Bevor du aufgetaucht bist,
kannte ich nichts
von den Beschwerden der Ohne-dich-Krankheit.
Aber jetzt.
Ich musste
die Batterie aus dem Alarmgerät holen,
denn ich liebe dich glühend.
Dass ein einziger Mensch
die ganze Welt verändern kann.
Ein unbedeutendes Wesen
mit Bauchspeicheldrüse, Dünndarm, Herz.
Eine heldenhafte Seele
mit Neurosen, Wutausbrüchen, Kopfschmerzen.
Sie bläst nur
irgendein mystisches Räucherwerk.
Und von Dunkelheit ist keine Spur.
Ich will in dir
auch noch das letzte Teilchen suchen,
das in meinem Beschleuniger aus Blicken und Berührungen
nicht explodieren würde.
Wärst du durch und durch?
Ich jedenfalls
bin durch und durch.
Ich bringe dir keine Blumen,
denn ich möchte, dass
du dich selbst wachsen lässt und gießt.
Wir wechseln die Erde immer zur rechten Zeit,
auch wenn es weh tut.
Du bist meine Chinesische Rose.
Warte, ich spreche mit dir,
so nämlich
wachsen Blumen besser.
Verzeih,
manchmal verliere ich meine Feinfühligkeit,
wenn ich mit intellektuellen Problemen ringe.
Dann kann ich gefühllos wirken.
Ich verspreche, dir abends zu weinen.
Lass mich in deinen Armen sterben.
Dabei verspreche ich, als ganz anderer,
liebenswerter
wieder auf die Welt zu kommen.
Wehen: Ich werde so klein,
dass man an mir nichts
Muffiges mehr erkennt.
Nur diese drei Worte
genügen, um alles zu verdichten.
Das Übrige ist überflüssig, aber nicht bedeutungslos.
Auch wenn man uns von Kopf bis Fuß liest,
bleiben wir ewige, unlösbare Rätsel,
deren Wert sich nicht messen lässt.
Wir sind nichts
und wir sind alles,
je nach Blick.
Warum sollte irgendjemand,
der nie eine telepathische Erfahrung gemacht hat,
an Telepathie glauben?
Und warum sollte irgendwer,
der so etwas erlebt hat,
die Existenz telepathischer Erfahrungen leugnen?
Wenn ich Gott wäre
am Anfang der Zeiten,
würde ich zuerst die Engel erschaffen.
Mit denen hat man seinen Spaß.
Doch schon bald müsste die Menschheit kommen,
um Schokolade zu produzieren.
Gott hat keinerlei Recht,
zu kommen und die Menschen zu richten,
wenn er nicht selbst erlebt hat,
wie es ist, schlimmer als nur in der Klemme zu sein,
durchgedreht
oder charaktergestört.
Und außerdem wird er ja gar nicht kommen.
Fräulein Gott,
du musst dir das Lachen ganz schön verkneifen,
wenn du diesen Predigern zuhörst,
die sich dich vorstellen
als denselben Wirrkopf,
wie es unsere Vorfahren
seit Jahrtausenden gewesen sind.
Wenn du annähernd allmächtig bist,
verstehst du es sicher auch,
dein göttliches Lachen
taktvoll zurückzuhalten.
Bitte lache
zumindest nicht über meine Gedichte,
bitte.
Oder nein,
doch nicht.
Lach nur.
Verdammt zärtlich festzuhängen
an einem anderen Menschen
– das ist der Himmel.
Genau das
beneiden die Engel.
Diese dichte Wirklichkeit verschließt uns die Augen für die Rahmen.
Es gibt nur die Leinwand, auf der wir den Pinsel um die richtigen Striche anflehen.
So schwer ist es, sich der Wahrheit zu erinnern, ohne synthetische Farben als Decke über uns.
Aber Farbe – das ist nur ein Spiel mit Wellenlängen und Blickwinkeln.
Und das Bild ist ein Gedicht, frei interpretierbar.
Die Vorstellungskraft des Meisters übertrifft jede Illustration.
Gottes Tränen steigen aus der Leere vollkommener Seligkeit auf.
Das Schaffen betäubt die Zwecklosigkeit,
doch Allmacht macht die Göttlichkeit zur Hölle.
Gott sehnt sich so sehr
nach der Blindheit der Geschöpfe für seine eigene Leere.
Was ist, ist auch in mir, denn zwischen uns gibt es keine wirkliche Grenze.
Wir sind das Erleben von allem,
dessen Konturen Ornamente sind, mit äußerster Reinheit gezeichnet.
Unsere Individualität, unsere Geheimnisse und unsere Schatten sind da,
aber auch sie sind nur liebenswerte, tropfenfeine, relativ ewige Täuschung.
Genießen wir das, was wir gleichsam sind und was wir nicht sind.
Das nennt man Leben.
Was gewesen ist, ist in mir, als Erklärung für alles.
Es gibt keine Zeit, und doch gibt es sie.
Unser Verstehen braucht eine Spur, die so aussieht, als bewege sie sich.
Die ganze Zukunft ist in mir als Keim, mit all ihren überbordenden Potenzialen,
gewissermaßen ebenso Geschichte wie Begegnung.
Wir sind eine alles ausfüllende, unendliche Samenauswahl,
Erfüllungen der Leere, wenn wir uns selbst tief in die Augen sehen,
die es gar nicht gibt.
So viele von uns
sind vergängliche Partikel im Universum.
Die Götter bilden eine Ausnahme,
sie haben einen festeren Griff, wenn auch bewusst von außen.
Dennoch betonen sie, dass Vorläufigkeit Täuschung ist.
So wie die Zeit.
Alles Erlebte ist ewig.
Das Leben ist eine lange Andacht,
während der man nach Herzenslust lärmen darf.
So wird aus dem Menschenwunder wenigstens eine verlöschende Nuance.
Das Lied der Freiheit sollten wir summen.
Nicht ein und dasselbe, sondern jeder seine eigene Melodie.
Als Zahnräder im Getriebe sind wir kleine Abweichungen.
Besser passen wir als Teilchen im Strom des Chaos.
Doch wer das nicht erreicht
in seiner Angst, seiner Scham, seiner Undankbarkeit, sogar in seinem Zorn,
ist nicht verurteilt, nein.
Auch das ist ein Lied.
Ich möchte alle Klänge meines Lebens noch einmal hören.
Bereit bin ich auch für die, die ich nicht wahrzunehmen wusste.
Unsichtbare, unbenutzte Schlüssel klingen vielleicht am schwersten.
Viele meiner Wege waren düster einsam,
auf vielen bin ich anderen unter die Füße geraten.
Doch die Geräusche meiner Schritte, sie klingen alle schön. Ach!
Nachts trösten alle von den Toten Auferstandenen: Das Leben ist nur ein Traum, aus dem man in eine Parodie erwacht.
Nach diesen Träumen sehne ich mich am Tag,
doch meinen Toten begegne ich von Angesicht zu Angesicht nur wie Werbepausen mitten in Albträumen.
Vergeblich suche ich Bestätigung im Tagtraum.
Mir hat niemand zugeflüstert, ob man am Tage der nächtlichen Wahrheit trauen darf.
Die Frage müsste lauten: rst ema?
Meine Augen sind älter als ich,
sie haben viel fremdes Leid gesehen, vielleicht zu viel.
Mein Lächeln ist jünger als ich,
denn es hat wirklich nur für das Schöne gezittert.
Bisweilen hat es zaghaft versucht, sich auch vor dem Leid zu zeigen,
um etwas zu heben.
So wenig Kraft hatte es, kaum, dass es sich blicken ließ.
Schließlich haben meine Augen, die alles gesehen haben, gelernt, auch in der Dunkelheit zu brennen.
Eines Tages findet auch das Lächeln das Verstehen,
quillt aus der Liebe zur Welt, nicht zu ihrem Zustand.
Und so altere ich, angemessen.
Erst nach meinem Tod begriff ich,
wie viel Licht
ich trotz meiner Dunkelheit geschaffen hatte.
Erst nach meinem Tod erkannte ich,
wie viel
Wenig bedeuten kann.
Ein Strom, der
zwischen Menschen fließt,
unsichtbar, bedeutungslos, nicht vorhanden …
Er füllt die Maße des Himmels.
Größer gibt es nichts
als die Kleinheit, die das All erfüllt.
Wir sind gewaltig.
Ein Menschenmoment, den keiner bewusst wahrnimmt,
ist ein fester Hauch von Sinn
und zugleich die leise, zärtliche Kernspitze der Liebe.
Durst genügt als Sinn des Wassers.
Erst nach meinem Tod erinnerte ich mich,
wie das Weltende zwischen allem liegt.
Und über alles legt sich ein neuer Anfang.
Auch das Falsche wurde gebraucht, damit das Richtige sich krönen konnte.
Wir sind nicht das, was wir nicht sind,
aber wir sind alles andere.
Und das ist gesegnet viel.
Nach dem Tod ruht man eine Weile.
Es braucht einen Moment, bis ein Lächeln kommt.
Es ist das Lächeln des Verstehens, des Spiels,
der Vergebung und der Liebe;
genau dasselbe Lächeln wie im Leben.
Nur, damals
sah man es nicht.
Nein, fürchtet euch nicht, liebe Verwandte,
ich werde nach meinem Tod
kein Geräusch mehr von mir machen!
Ich kenne ja meine Sippe –
sie hat sich noch nie zu den Verstorbenen hingezogen gefühlt.
Und diese Angst-Gene:
Ich will die Meinen nicht in Panik versetzen.
Aber diese Leser hier, die sind von anderem Schrot und Korn.
Wenn sie in ferner Zukunft im Begriff sind, in Trance zu fallen,
tippe ich ihnen Botschaften hinein mit allen Pferdestärken, die Uninkarnierte zur Verfügung haben.
Ich klopfe so lange, bis sie aufschreien und sich an das Gelesene erinnern.
Dass der da sein Wort gehalten hat, man hätte es glauben sollen.
Und ein Klaps obendrauf.
Da ich ja nicht weiß, wie man lebt,
schreibe ich Gedichte.
Von mir bleiben immerhin gerade Zeilen,
auch wenn der Weg maßlos gewesen ist.
Einst werde ich an der Ewigkeit anlanden,
mir selbst verziehen haben,
dass nicht viel Vernunft in mir war
und dass ich, selbst im besten Bemühen,
nur über meine eigenen Füße stolperte.
Ich tat, als würde ich zierlich trippeln,
und zertrat doch Möbel zu Kleinholz.
Ein gutes Gedicht ist
fast so vielschichtig wie das Leben,
nur nicht ganz so lang.
Mit ihm habe ich versucht herumzufriemeln,
immerhin fern vom Unfug.
Und vielleicht bleibt so ein Gedicht
auch ewig, wie eine Liebesnacht.
Wir gehören hierher,
aber auch in die Welt der Geschichten.
Ein schönes Märchen,
jeder von uns.
Hier nur als Hauch,
bald schon im Wind.
Im Land der Geschichten
setzen wir uns fort. Und machen weiter.